Orte für Familien, Selbstversorgung und Natur
Verpönt und mit Ressentiments belegt, schienen die Tage des Kleingartenwesens gezählt. Der Schrebergarten als etwas Gestriges, Kleinbürgerliches (was wäre eigentlich schlimm daran), Spießiges, Verdächtiges. So wurde schlecht geredet, was zu den großen sozialen Errungenschaften aus den Zeiten der Industrialisierung zählt. Jetzt aber, in Zeiten der Corona-Pandemie, in Zeiten von Lockdown und Kontaktverboten, geschlossenen Parks und Freizeitmöglichkeiten, in Zeiten, in denen Gemüse plötzlich wieder teuer, ja knapp wird, in diesen Zeiten also erfährt der gute, alte Kleingarten neue Würdigung. Zu Recht!
Kleingärten, sind eine Ressource gesunder Selbstversorgung, ein Raum für Familien und ein Erlebnisort für Kinder, ein Ort des Rückzugs und der Naherholung und eine grüne Lunge in unserer dicht besiedelten Stadt mit ökologisch höchst wertvolle Flächen, vor allem für Insekten, Kleintiere und Vögel.
Die meisten Flächen, auf denen in Mannheim Kleingärtner wirtschaften, sind von der Stadt über die 25 Kleingartenvereine an rund 6.000 Gärtnerinnen und Gärtner verpachtet: Das ist klassische Eigenverwaltung und Subsistenzwirtschaft. Die Stadt könnte doch nie und nimmer die Pflege dieser vielgestaltigen Grünflächen leisten. Das wird von den Kleingärtnern übernommen, die dafür auch noch Pacht bezahlen und die Gemeinschaftsflächen instand halten.
Nennenswerte Zuschüsse, wie sie viele andere Vereine erhalten, sind Fehlanzeige. Dabei kostet die Instandhaltung beispielsweise eines Wassernetzes viel Geld, Ausbau und Sanierung gehen bei einer großen Anlage auch mal ins Sechsstellige. Deshalb hat Stadtrat Thomas Hornung, umweltpolitischer Sprecher, gemeinsam mit der CDU-Gemeinderatsfraktion bei den Haushaltsberatungen im vergangenen Dezember einen Antrag auf eine Investitionsförderung für die Kleingartenvereine gestellt.
Vor allem die wegen der Klimaveränderung mit trockenen Frühjahren und heißen Sommern dringend notwendige Wasserversorgung wird zur finanziellen Herausforderung für die Vereine. Es geht bei der Unterstützung für die Kleingartenvereine um keine 100.000 Euro pro Jahr für eine unentgeltlich und nach ökologischen Gesichtspunkten bewirtschaftete Fläche von gut und gerne 300 Hektar. Der CDU-Antrag wurde mit den Stimmen von Grünen, SPD und FDP abgelehnt. Weil ihnen das Kleingartenwesen suspekt ist. Weil der Antrag von den Falschen kam. Weil sie den gesellschaftlichen Nutzen des Schrebergartens nicht erkennen wollten. Oder schlicht aus Ignoranz.
Ein Art von Nicht-Sehen-Wollen scheint auch zu dem Desaster in der Feudenheimer Au geführt zu haben, wo für den geplanten Radschnellweg 26 Kleingärten verlegt werden sollten. Für die CDU-Fraktion war eine einvernehmliche Regelung mit den Kleingärtnern die entscheidende politische Rahmenbedingung für den Radschnellweg, was unser Fraktionsvorsitzender Claudius Kranz bei vielen Gelegenheiten klar gemacht hat. Nun hat das Regierungspräsidium die Verlegung der vom Radweg betroffenen Gärten innerhalb der Au wegen des Landschaftsschutzgebietes abgelehnt. Verloren gegangenen ist auch die Grundlage der Radwegentscheidung. Der Radweg muss neu geplant werden, so dass keine Gärten verlegt werden müssen.
Eine Lehre aus der Corona-Krise ist doch: Wir brauchen eher mehr als weniger Kleingärten. Und die brauchen unsere bescheidene Unterstützung. In der Feudenheimer Au und in ganz Mannheim.